Kurt Eisner in München

Eine Übersicht der Gedenkstätten

In Bayern und München tut man sich schwer mit der Erinnerung an Kurt Eisner, dem ersten Ministerpräsident Bayerns. Wenige Orte in München erinnern an den Mann der den Freistaat Bayern ausrief (Kurt Eisner: An die Bevölkerung Münchens; Kurt Eisner und der Begriff „Freistaat“), den Achtstundentag sowie das Frauenwahlrecht eingeführt hat und die kirchlichen Schulaufsicht abgeschafft hat (Wikipedia).

Die Kurt-Eisner-Gedenkstätten auf dem Münchner Stadtplan

Download Wegpunkte Kurt Eisner / GPX

Danke an Openstreetmap

Im November 2018 gibt es folgende Ausstellungen in München zu Kurt Eisner:

Stele im Mathäser

Eine Stele im heutigen Mathäser-Kino erinnert an den Ort, an dem Kurt Eisner am 7. November 1918 den Bayerischen Freistaat ausrief – in der damaligen Mathäser-Bierhalle. Am Folgetag, dem 8. November, erschien in den Münchener Neueste Nachrichten der Aufsatz „An die Bevölkerung Münchens!“ mit dem berühmten Satz „Bayern ist fortan ein Freistaat.“

Kurt Eisner in München – Mathäser

Die Stele ist unaufällig im Erdgeschoß des Kinokomplexes untergebracht. Wer nicht weiß, daß hier ein Denkmal steht, wird es wohl nur durch Zufall bemerken. Auch die Farbgestaltung ist nicht geeignet, die Blicke auf sich zu ziehen.

Die Inschrift auf der Stele lautet: „Im ehemaligen Mathäser-Bräu übernahm am Abend des 7. November 1918 der Arbeiter- und Soldatenrat unter der Leitung von Kurt Eisner die Regierungsgewalt in München und schuf damit die Voraussetzung für die wenige Stunden später erfolgte Proklamation Bayerns zur Republik“. In der rechten unteren Ecke prangt das Logo des Mathäser-Kinos.

Kurt Eisner in München – Mathäser

Erinnerung am Oberanger

Kurt Eisner in München – Oberanger

Die Glasinstallation am Münchner Oberanger ist das jüngste Denkmal zu Kurt Eisner in München. Noch 2009 forderte Charlotte Knoblauch als Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland ein würdiges Denkmal. 2011 wurde das Objekt vom damaligen Oberbürgermeister Christian Ude der Öffentlichkeit übergeben. Auf dem Portal der Stadt München finden sich weitere Informationen und ein genauer Bauplan. An den Glaswänden findet sich neben dem Ausruf Kurt Eisners „Jedes Menschenleben soll heilig sein“ aus der Proklamation vom 8. November 1918 auch die schwarzen Umrisse eines Einschußloches, die offensichtlich an die Ermordung Kurt Eisner im Jahre 1919 erinnern.

 

Kurt Eisner in München – Oberanger

Die Glaswände der Skulptur sind nachts beleuchtet, tagsüber, bei Sonnenschein, zeigen sich auf dem Pflaster interessante grüne Farbspiele.

Kurt Eisner in München – Oberanger

Kurt Eisner in München – Oberanger

Mord in der Faulhaber-Straße

Kurt Eisner in München – Faulhaberstraße

Kurt Eisner wurde am 21. Februar 2019 in der heutigen Kardinal-Faulhaber-Straße von einem Nachkommen einer früheren adligen Familie erschossen, der vermutlich der antisemitischen Thule-Gesellschaft nahestand (Wikipedia). Wenn man an dieser Stelle in München inne hält, fällt auf, daß kaum einer der Fußgänger das Bodendenkmal bemerkt – schaut man nicht genau hin, wirkt es wie ein gußeiserner Rost. Dabei stellt es den Umriß des Toten dar, mit der Inschrift: „KURT EISNER, DER AM 8. NOVEMBER 1918 DIE BAYERISCHE REPUBLIK AUSRIEF, NACHMALIGER MINISTERPRÄSIDENT DES VOLKSSTAATES BAYERN, WURDE AN DIESER STELLE AM 21. FEBRUAR 1919 ERMORDET.“
Es ist schon zynisch, daß das Denkmal zur Erinnerung an die Ermordung des Juden Kurt Eisner heute in einer Straße liegt, die nach einem Antisemiten und Nationalsozialisten benannt wurde: „[…] schreibt Faulhaber am 23. Oktober 1936: ‚Der Staat hat das Recht, gegen Auswüchse des Judentums in seinem Bereich vorzugehen.‘ Devot überbrachte er Hitler […] die Anerkenntnis: ‚Sie sind als das Oberhaupt des Deutschen Reiches für uns gottgesetzte Autorität […]‘“ (in: Als Deutschland seine Seele retten wollte, books.google.de).

Kurt Eisner in München – Faulhaberstraße

Kurt Eisner in München – Faulhaberstraße

Denkmal auf dem Ostfriedhof

Kurt Eisner in München – Ostfriedhof

Kurt Eisner wurde eingeäschert, seine Urne wurde im Sockel eines Revolutionsdenkmales im Müncher Ostfriedhof eingemauert. Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurde dieses Denkmal zerstört und die Überreste Eisners in den Neuen Israelitischen Friedhof verbracht (Wikipedia): „Als die Nazis an die Macht kamen, nahmen sie noch immer Rache an Kurt Eisner: die Gedenktafel wurde abmontiert, sein Leichnam aus dem Grab im Ostfriedhof exhumiert und im jüdischen Friedhof an der Garchinger Straße beigesetzt, wo er heute noch liegt.“ (hagalil.com). Seit 1989 befindet sich im Ostfriedhof wieder ein Gedenkstein zur Erinnerung an Kurt Eisner und weitere Opfer: „DEN TOTEN DER REVOLUTION 1919“, „ZUM GEDENKEN AN KURT EISNER 1867-1919“ (stadt-muenchen.net).

 

Kurt Eisner in München – Ostfriedhof

Kurt Eisner in München – Ostfriedhof

Grab im Neuen Israelitischen Friedhof

Steine auf einem Jüdischen Grabstein – Neuer Israelitischer Friedhof

Die letzte Ruhestätte von Kurt Eisner befindet sich im Neuen Israelitischen Friedhof in Freimann. Der Friedhof ist groß, GPS-Koordinaten (siehe oben) können helfen, das auffällige Gemeinschaftsgrab von Kurt Eisner und Gustav Landauer schnell zu finden. Landauer war teil der Münchner Räterepublik, wurde von Freikorps verhaftet und am 2. Mai 1919 im Gefängnis München-Stadelheim ermordet.

Kurt Eisner in München – Neuer Israelitischer Friedhof

Kurt Eisner in München – Neuer Israelitischer Friedhof

Kurt-Eisner-Straße

Kurt Eisner und Karl Marx in München vereint

„Die Münchner Stadträtin Centa Hafenbrädl (CSU) erhob schwere Bedenken: ‚Wenn wir eine Straße nach diesem Mann benennen, wird man uns eines Tages das Rathaus einrennen.'“ (Spiegel, 3.2.1969).

Vorbildlich – Ein Hinweisschild erklärt, wer Max Kolmsperger war

Trotzdem ist heute, dank der damaligen Münchner Stadträte, eine Straße in Neu-Perlach nach Kurt Eisner benannt – sie beginnt und endet am Karl-Marx-Ring. Christan Ude schreibt dazu: „Ein Gespräch mit dem Sozialreferenten der Stadt München, Hans Stützle. […] Als man ihn nach seiner schwierigsten Situation oder Lebensphase befragte, sagte er, das sei gewesen, nachdem er der Benennung einer Straße in Neuperlach nach Kurt Eisner zugestimmt habe. […] was ihm dann an Hass, an Vorwurf, an Verleumdung entgegengeschlagen sei, das habe ihn schier überwältigt.“ (Münchner Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur, 2008). Nun, heute existiert diese Münchner Straße friedlich vor sich hin – an den Straßenschildern gibt es allerdings keine Erläuterung, wer dieser Kurt Eisner denn nun eigentlich war. Es wäre schon, wenn hier ein Schild wie z.B. bei der Stichstraße zur Max-Kolmsperger-Staße angebracht würde.

Impression aus der Kurt-Eisner-Straße

Impression aus der Kurt-Eisner-Straße

Ehemalige Gedenktafel am Promenadenplatz

Eine Gedenktafel am Promenadenplatz von 1976 mußte 2005 zugunsten des Denkmals von Mongelas weichen (Landeshaupstadt München, ThemenGeschichtsPfad, Seite 76). Die Inschrift lautete „Zur Erinnerung an den Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, der am 21. Februar 1919 am Palais Montgelas ermordet wurde.“. Ein Bild der Tafel findet sich bei Süddeutsche Zeitung Photo.

Der Autor ist Mitglied der SPD und des bfg München. Alle Fotos (c) beim Autor.