Archiv der Kategorie: Bücher

Salman Rushdie: „Die satanischen Verse“

Salman Rushdie: „Die satanischen Verse“

„[…] obgleich nur wenige von ihnen öfter als einmal im Monat träumten, denn sie waren zu arm, um sich solchen Luxus leisten zu können.“

Salman Rushdie schildert in seinem Roman „Die satanischen Verse“ die Verwandlung der beiden gottlosen Schauspieler Gibril Farishta und Saladin Chamcha in Wesen, die der Erzengel Gabriel und der Satan zu sein scheinen. Farishta hat die Visionen des Erzengels: er sieht, mit welcher Berechnung der Kaufmann Mahound seine Religion den realen Gegebenheiten anzupassen sucht und wie er seine vermeintliche Offenbarung, darunter die satanischen Verse, kontrolliert; er sieht die leidenschaftlichen Erinnerungen einer alten englischen Dame, er sieht einen Imama in seinem Londoner Exil. Nahezu seherisch sind Salman Rushdies Beurteilungen der Lage: der Unwillen des Imamas, sich in die westliche Gesellschaft zu integrieren, der religiöse Eifer, die Rolle der sexuellen Leidenschaft. Gibril Visionen werden von den Menschen bestimmt. Saladin lernt währenddessen die Abgründe menschlichen Verhaltens kennen. Als Ziegenbock wird er mißhandelt und in ein Gebäude zu anderen Verwandelten gesperrt.
„Die Satanischen Verse“ ist ein Buch voller bunter Parabeln und Bilder. Aber auch voll von Bitterkeit und der Verzweiflung über die Welt.

Salman Rushdie, Die satanischen Verse. Rowohlt Taschenbuchverlag, Hamburg, 2006. ISBN 13: 9783499242571

Martin Urban: „Wie die Welt im Kopf entsteht“

Martin Urban: „Wie die Welt im Kopf entsteht – Von der Kunst, sich eine Illusion zu machen“

„Nicht die Dinge selbst beunruhigen den Menschen, sondern seine Urteile und Meinungen über sie.“ (Epiktet)

Nach dem Lesen der Einleitung von Martin Urban zu seinem Buch „Wie die Welt im Kopf entsteht“ hatte ich als Wissenschaftler erst mal keine Lust mehr zum Weiterlesen – warum muß man unbedingt das Vorurteil vom Fachidioten hier anbringen? Ich entschied mich, trotzdem mit dem Lesen fortzufahren und habe es letztendlich auch nicht bereut.

Martin Urban leitet den Wissenschaftsteil der Süddeutschen Zeitung und veröffentlich auch ab und an Artikel zu religiösen oder religionskritischen Themen.

Der Autor beschreibt kurzweilig, prägnant und veranschaulicht in vielen Beispielen, wie in uns Bilder entstehen und wie wir in diesen Bildern gefangen sind. Neben einer obligatorischen Religions- und Kirchenkritik versucht der Autor einen Bogen zu Schlagen zu unserem Menschenbild im Allgemeinen ,und  den Einfluß der Medien. Zum Schluß wird dem Leser bewußt gemacht, wo die Beschränkungen unserer Wahrnehmung und damit die Grenzen unserer Bilder liegen.

Obwohl Martin Urban recht religionskritisch schreibt, bleibt seine persönliche Meinung in diesem Buch versteckt.  Das Buch ist leicht zu lesen und enthält dennoch die eine oder andere Überraschung bereit.

Martin Urban, Wie die Welt im Kopf entsteht – Von der Kunst, sich eine Illusion zu machen. Bastei Lübbe, Frankfurt, 2002. ISBN 3-404-60544-6

Michel Onfray: „Wir brauchen keinen Gott“

Michel Onfray: „Wir brauchen keinen Gott – Warum man jetzt Atheist sein muß“

„Der Glaube an einen gewalttätigen, eifersüchtigen, intoleranten und streitlustigen einzigen Gott hat deutlich mehr Haß, Leid und Tod hervorgebracht als Frieden.“

Michel Onfray sagt in klaren Worten, was er von den Religionen hält. Er hämmert auf Christentum, Judentum und Islam ein und hinterfragt als selbstverständlich hingenommene Rituale und Denkweisen. Sein Ziel ist eine Kultur der Atheologie. Michel Onfray hat hier ein sehr provozierendes Buch vorgelegt – möglicherweise nicht für jedermans Geschmack. Ein Manko: Das Buch ist wohl hauptsächlich für den französischen Sprachraum geschrieben und vernachlässigt Autoren und Denker außerhalb Frankreichs.

Michel Onfray, Wir brauchen keinen Gott – Warum man jetzt Atheist sein muß
. Piper, München, Zürich, 2006. ISBN-13: 9783492048521