Kindlicher Glaube an Fantasiegestalten gut für die kognitive Entwicklung?

Die Welt veröffentlicht zum Osterfest den Artikel „Glaube an den Osterhasen tut dem Kind gut“. Begründung: „Der kindliche Glaube an Fantasiegestalten ist durchaus gut für die kognitive Entwicklung“ und „Die kindliche Begeisterung solle nicht gedämpft werden, findet sie.“. Aha. Ein „Durchaus gut“ und ein „sollte“ rechtfertigen für die Autorin des Artikels, Barbara Driessen, o die Aussage „Der Osterhase tut dem Kind gut“. Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn geht anders. Sind denn Fantasiegestalten wie „der Schwarze Mann“, „Alien“ und „Das Monster unter dem Bett“ auch gut für die kognitive Entwicklung? Wer entscheidet das? Oder sollten wir unsere Kinder nicht einfach so behandeln, wie sie es verdienen: mit Respekt?

Quellen:

Atheist Media Blog

Die Welt

Ein Gedanke zu „Kindlicher Glaube an Fantasiegestalten gut für die kognitive Entwicklung?

  1. Benjamin_Studer

    Ich beantworte diese letzte Frage ganz klar mit: Mit Respekt! Ich möchte aber hinzufügen, dass auch die Fantasien der Kinder respektiert werden sollten. Darauf spielt der Artikel meines Verständnisses an. Nun handelt es sich hierbei aber um eine Fantasie, die 1. nicht von den Kindern kommt und 2. von Erwachsenen später für ernsthaft verdrehte Weltvorstellungen instrumentalisiert wird, wie es auf dem blasphemieblog gut verbildlicht wird. Darauf spielt die Antwort von Atheologie meines Verständnisses an.

    Ich finde man muss einräumen, dass es kein einfacher Disput ist, vermute aber stark, dass die Wahrheit ungefähr da liegt, wo in dem Welt Artikel sogar eine Andeutung gemacht wurde – wer aufmerksam liest…

    „Kinder können ihre Fantasie auch auf andere Weise zur Entfaltung bringen.“

    Worauf ich hinaus möchte ist, bei schwierigen Disputen in denen gegensätzliche Behauptungen wahr erscheinen, sollte man sich bei den Argumenten, die ziehen, mal überlegen WARUM sie ziehen und INWIEFERN. Laut Argument sollen sich Kinder kognitiv entwickeln, indem sie ihre Fantasie benutzen. Das heißt nicht, dass man Kinder überzeugen muss, dass die Fantasie, genau so und genau dort, wo die Menschen sie objektiv einzusetzen versuchen, wahr wäre. WIE ist die Fantasie zu gebrauchen, WIE ist sie vielleicht sogar wahr oder WO? Diese Fragen müssen offen bleiben. All dies sind ebenfalls beobachtete und überprüfte Prinzipien der Förderung der kognitiven Entwicklung von Kindern: Offene Fragen stellen, Vorurteile vermeiden, die Kinder selber denken lassen etc. Mit derselben Methode ist das andere Argument in die Schranken zu weisen. Laut Argument sollen Kinder keine falschen Vorstellungen der Welt unterstellen und als wahr verkennen. Das heißt nicht, dass sie sich keine falschen Vorstellungen MACHEN dürfen. Denn nur auf dem Weg, sich Vorstellungen von Widersprüchlichem zu machen und sich mit diesen auseinanderzusetzen können Wahrheiten gefunden werden. Und nur auf dem Weg der Auseinandersetzung mit dem Wahn, kann der Wahn verloren werden.

    Das Fazit was ich daraus ziehe ist: Die Kinder dürfen sich fantastische Vorstellungen machen, ich behaupte aber nicht, dass diese Wahr seien. Ich setze auch keine Unwahrheiten in die Welt, rege die Kinder aber an: „Was wenn morgen wirklich das Sams käme?…“ Ich begleite die Kinder bei der Auseinandersetzung mit Fantastischem. Dabei stelle ich offene Fragen – nicht „Gibt es den Osterhasen?“ sondern: „Wenn es ihn wirklich gibt, wieviele Eier kann er tragen?“, „Wenn es wirklich keinen Gott gibt, woher kommt das alles hier?“

    Viele Grüße und viel Spaß beim Philosophieren mit Kindern! Euer

    Benjamin

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