Die Ungeheuerlichkeit der Ethiksteuer des Prof. Dr. Ulrich Blum

 Herr Ulrich Blum, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, hat die Einführung einer allgemeinen „Ethiksteuer“ vorgeschlagen (Reuters). In diesem Zusammenhang beschimpft er Menschen, die keine Kirchensteuer zahlen, als Trittbrettfahrer. Hier meine Entgegnung, die ich Herrn Blum auf postalischem Wege zukommen lassen werde:

Sehr geehrter Herr Blum,

in der Presse konnte ich lesen, daß sie die Einführung einer sogenannten „Ethiksteuer“ befürworten.

Zum einen ist dazu zu sagen, daß viele Menschen aus verschiedenen Gründen der Kirche den Rücken zuwenden und aus den Großkirchen in Deutschland austreten. Ein Ersparnis der Kirchensteuer mag hier einer der Gründe sein. Es ist nun jedoch so, daß von der Kirchensteuer nur ein Bruchteil, ca. 10%, für soziale Zwecke ausgegeben werden (siehe z.B. Kirchenaustritt.de ).

Im Gegenzug tragen jedoch alle deutschen Steuerzahler etwa 40% der Zahlungen an die Kirchen über die Absetzbarkeit der Kirchenbeitrage von der Einkommenssteuer, in der Summe sind dies mehr als 3 Milliarden Euro. Ich möchte betonen: dies betrifft auch die konfessionslosen Steuerzahler. Ich weise also ganz entschieden zurück, daß Sie Konfessionslose als Trittbrettfahrer bezeichnen. Wenn, dann sind es die deutschen Großkirchen, die sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern.

Noch nicht erwähnt habe ich die vielfältigen zusätzlichen Leistungen des Staates an die Kirchen, wie zum Beispiel die Gehälter von Bischöfen und weiteren Kirchenangehörigen. Auch dieses Geld stammt von allen Steuerzahlern. Auch von allen Steuerzahlern werden die Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser bezahlt, für die die Kirchen nur einen Bruchteil des Unterhaltes zahlen, jedoch genau diese Einrichtungen als verlogenes Aushängeschild für das soziale Engagement einsetzen.

Abgesehen von diesen sachlichen Tatsachen ist weiterhin zu ergänzen, daß Ihre Defamierung der Konfessionslosen als „Trittbrettfahrer“ eine offensichtlich plumpe, demagogische Argumentationsweise ist. Implizit werfen Sie hier allen Konfessionslosen vor, sich nicht für die soziale und ethische Gemeinschaft einzusetzen. Solch einen ungeheuerlichen Vorwurf darf man nicht äußern, ohne ihn auch statistisch fundiert untermauern zu können. Oder entspricht es der christlichen Ethik, Unwahrheiten zu verbreiten? Nennen sie doch bitte Zahlen, Sie sind doch schließlich Wissenschaftler! Die Kirchen sprechen in letzter Zeit immer von „aggressiven Atheisten“. Ich als Konfessionsloser setze mich dabei lediglich für eine Gleichstellung mit den Großkirchen ein. Aggressivität spüre ich dagegen beim Umgang der Kirchen mit den Atheisten – zuletzt in Ihrem Vorwurf des Trittbrettfahrertums, mit dem letztendlich Barrieren zwischen Gläubigen und Atheisten aufgebaut werden, anstatt für einen Dialog zu sorgen.

Abgesehen davon ist eine Ethiksteuer auch praktisch nicht in die Tat umzusetzen. Werden ehrenamtliche Vereinsmitarbeiter freigestellt? Zählen Trinkgelder? Zählt soziales Verhalten? Zählt Nachbarschaftshilfe? Das ist doch alles absurd.

Aber zugegeben – auch im Sinne der Konfessionslosen könnte man durchaus über eine Ethiksteuer nachdenken. Die Konfessionslosen, über 30%, werden dann gezwungen, Abgaben in Höhe der Kirchensteuer an die konfessionslosen Verbände in Deutschland zu zahlen. Wunderbar! Endlich ein adäquates Gegengewicht zu den Großkirchen! Oder: schaffen wir am besten die Kirchensteuer komplett ab und jeder zahlt nach freier Entscheidung an die Organisation, die er für beschenkenswert hält. Dann werden auch 100% der Gelder für soziale und mildtätige Zwecke ausgegeben und nicht für protzige Kirchenbauten und die Administration der Kirchen.

Bild: Wikipedia

6 Gedanken zu „Die Ungeheuerlichkeit der Ethiksteuer des Prof. Dr. Ulrich Blum

  1. skydaddy

    Ganz meine Meinung: Die Abschaffung der Kirchensteuer finanziert sich von selbst.

    Erinnert mich daran, wie Mitte/Ende der 1990er Jahre Winfried Fuest vom IDW in Köln forderte, die Gebühr, die die Kirchen dem Staat für die Einziehung der Kirchensteuer entrichten müssen, zu reduzieren – schließlich würde ja heute alles per Computer und nicht mehr von Hand erledigt.

    Das Problem mit dieser Forderung ist, dass die tatsächlichen Kosten, die dem Staat (und übrigens auch den Unternehmen) durch die Einziehung der Kirchensteuer entstehen, nie ermittelt worden sind. Vielleicht waren die Gebühren ja schon bei der Einführung zu niedrig bemessen?

    Mir geht es hier nur darum, dass – wie oben – ein Wirtschaftsinstitut sich nicht entblödet, derart durchschaubare Forderungen zu erheben.

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