Fehlanzeige – kaum Reaktion des ProChrist-Kuratoriums in puncto Todesstrafe für Homosexuelle

Am 10. Januar veröffentlichte ich in diesem Blog einen Kommentar zur „Gebetaktion“ von ProChrist; im speziellen ging ich auf die Weigerung einer ProChrist-Beterin ein, gegen die Todesstrafe für Homosexuelle zu beten (Betet ProChrist nicht gegen die Todesstrafe für Homosexuelle ?). Wie angekündigt habe ich alle Kuratoriumsmitglieder von ProChrist, deren E-Mail-Adressen ich ausfindig machen konnte, oder die ein Web-Formular für Feedback zur Verfügung stellen, mit folgendem Brief angeschrieben:

„Sehr geehrte(r) […], Sie sind in der Unterstützerliste für die Gebetsaktion von ProChrist genannt. Mit Ihrer Billigung wird auf dieser Seite explizit _nicht_ gegen die Todesstrafe für Homosexuelle in Saudi-Arabien gebetet: http://www.zweifeln-und-staunen.de/meinwunsch/170fc4c0 (oder Anhang zu dieser E-Mail). Darf ich sie bitten, mir hierzu eine kurze Stellungnahme zukommen zu lassen, die ich gerne auf meinem Blog atheologie.wordpress.com veröffentlichen möchte? Besten Dank und mit freundlichen Grüßen, […]“.

Angeschrieben habe ich folgende Personen, also einen Großteil des ProChrist-Kuratoriums:

Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Bischof der Pommerschen Evang. Kirche), Dr. Peter F. Barrenstein  (Unternehmensberater),  Dr. Günther Beckstein (Ministerpräsident a. D.),  Jochen Bohl (Landesbischof der Evang.-Lutherischen Landeskirche Sachsens), Professor Jerzy Buzek (ehem. Präsident des Europäischen Parlaments),  Cacau (Deutscher Fußballnationalspieler), Alexander Graf zu Castell-Castell (Kaufmann), Dr. Heinz-Horst Deichmann (Unternehmer),  Kommerzialrat Martin Essl (Unternehmer), Dr. Ulrich Fischer (Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden), Michael Föll (Erster Bürgermeister der Stadt Stuttgart), Friedrich Hänssler (Verleger), Prof. Dr. Michael Herbst (Universität Greifswald), Hartmut Hühnerbein (Sprecher des Vorstands des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands e.V. (CJD)), Dr. h. c. Frank Otfried July (Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg), Bernhard Langer (Golfprofi), Christine Lieberknecht (Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen),  Friedhelm Loh (Unternehmer), Joachim Loh (Unternehmer),  Dr. Jur. Gert Maichel (Manager),  Prof. Axel Noack (Altbischof u. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste),  Prof. Dr. Johannes Reimer (Universität von Südafrika und Theologisches Seminar des Bundes Freier evangelischer Gemeinden),  Norman Rentrop  (Unternehmer),  Henning Röhl   (Geschäftsführer der Bibel TV Stiftung),  Ministerialrat Karl-Heinz Stengel (Präses des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland e.V.),  Prof. Dr. Friedrich Weber (Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig), Rosemarie Wenner (Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland), Dr. rer. pol. h.c. Frank-J. Weise (Vorsitzender Vorstand Bundesgentur für Arbeit)

Ich möchte Einschränken, daß ich nicht in jedem Falle sicher sein kann, die korrekte Kontaktadresse oder Kontaktformular verwendet zu haben. Sollte jemand der Personen in der Liste im Nachhinein eine Stellung abgeben wollen, werde ich diese natürlich gerne berücksichtigen und veröffentlichen.

Folgende Antworten habe ich auf meine Anfragen erhalten:

  • Cacaus Geschäftsführer schrieb mir, er habe die Anfrage an Cacau weitergeleitet und bittet mich, mit der Veröffentlichung zu warten. Das war am 9.1.2013.
  • Das Sekretariat von Bischof Dr. Abromeit teilte mir mit, daß Herr Abromeit sich aktuell in Tansania befinde und am 14.1.2013 ein Umzug in ein neues Bürogebäude stattfinde. Auf meine erneute Nachfrage erhielt ich keine Antwort.
  • Das Sekretariat von Herrn July informierte mich über eine interne Weiterleitung. Ein Sprecher der Landeskirche antwortete „Insofern kann ich Ihre Anfrage nicht nachvollziehen. Nach meiner Lesart wird hier für ein Ende der Diskriminierung Homosexueller (Homosexualität legalisieren) und ebenso gegen die Todesstrafe gebetet.“ Ich vermutete, er hatte nicht verstanden, worum es geht und habe ihm entsprechend geantwortet und es ausführlicher erklärt. Auf mein zweites Schreiben erhielt ich bisher keine Antwort.
  • Von der Diakonie Weimar Bad Lobenstein, ein E-Mailkontakt von Alexander Graf zu Castell-Castell, erhielt ich eine automatisierte Urlaubsantwort; von der von mir daraufhin angeschriebenen Urlaubsvertretung erhielt ich keine Antwort.
  • Der Zuschauer-Service von Bibel-TV bestätigte die Weiterleitung an Henning Röhl, wies allerdings darauf hin, daß Herr Röhl bald als Geschäftsleiter zurücktreten werde.
  • Der Referent des Landesbischofs Bohl antwortete „Landesbischof Bohl hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass er ein entschiedener Gegner der Todesstrafe ist.“

Resümee:

Von 28 angeschriebenen Personen hat sich einzig Landesbischof Bohl eindeutig geäußert; zwar nicht direkt zu ProChrist, doch hat er die Todesstrafe generell und ohne Einschränkung abgelehnt. Von allen anderen Kuratoriumsmitgliedern habe ich keine oder keine sinnvolle Antwort erhalten. Selbst wenn ich berücksichtige, daß ich von wenigen Angeschriebenen eine falsche E-Mailadresse oder sonstigen Kontakt verwendet habe – ein sehr trauriges Ergebnis. Das Bild, daß ich von ProChrist habe, wird bestätigt durch die Haltung der Kuratoriumsmitglieder. Ich wünsche mir mehr Humanismus und weniger christliche Ideologie.